REISE | Thailand: THAILAND UNLEASHED – Far up North on the Touratech BMW R 1300 GS
Schlammige Single Trails, marode Brücken, haarsträubende Flussquerungen – weit abseits der bekannten Touristenpfade kämpfte sich ein Touratech Test Team mit voll ausgestatteten BMW R 1300 GS durch den Dschungel Nordthailands in Richtung der Grenze zu Myanmar. Mit dabei: Touratech Markenbotschafter Charley Boorman.
Made for Adventure lautet der Touratech Claim für das beste Motorradzubehör. Jahrzehntelange Erfahrung und modernste Konstruktions- und Fertigungsverfahren sind wichtige Garanten der herausragenden Produktqualität. Doch damit technisches Zubehör und Fahrerausstattung wirklich halten, was anspruchsvolle Adventure Rider von ihnen erwarten, brechen regelmäßig Touratech Test Teams zu abenteuerlichen Reisen auf, um neue Parts im Grenzbereich zu erproben. Mit der neuen R 1300 GS hat nicht nur BMW ein neues Kapitel in der Boxer-Historie aufgeschlagen. Auch für Touratech bedeutete das komplett neu konstruierte Motorrad einen Schub an Neuentwicklungen. Und diese mussten natürlich einer ausführlichen Erprobung out on the stages unterzogen werden. Mit Hitze, Schlamm und abenteuerlichen Pistenverhältnissen bietet der von dichtem Regenwald bestandene Norden Thailands die perfekten Voraussetzungen für einen intensiven Test Ride. Mit Peera, dem thailändischen Touratech Importeur, hatte das Test Team den perfekten Mann vor Ort. Selbst schon in jedem Winkel seines faszinierenden Heimatlandes unterwegs gewesen, bestens organisiert und vernetzt sowie durchdrungen vom Adventure Spirit, traf Peera mit großer Akribie alle nötigen Vorbereitungen. Und als besonderen Trumpf zauberte er noch Pruchayar Chaiyasotthi als Tourguide aus dem Ärmel, der mit seinen Offroadabenteuern in Thailand unter dem Pseudonym »Mr. Art« zum YouTube-Star avancierte.
In kleinen Cabins am Straßenrand gibt es so gut wie alles, was man braucht; häufig sogar Tee und eine Kleinigkeit zu essen.
Angesichts Peeras perfekter Organisation sind wir völlig entspannt, als wir frühmorgens die 1300er starten und in Richtung der Grenze zu Myanmar aufbrechen. Schon bald geht die Straße in eine Piste über, und der Wald rückt immer näher an die schmale Fahrbahn heran. Kleine Dörfer und einzelne Hütten huschen vorbei, der Duft von Holzfeuer und exotischen Blüten dringt in unsere Helme. Schnell gewöhnen wir uns an unsere vollgepackten BMW R 1300 GS, nehmen noch kleinere Korrekturen an den Einstellungen vor und kommen erstaunlich schnell in einen beschwingten Reise-Flow.
Dschungelpiste in der Nähe der Grenze zu Myanmar
»Keep left!«, Charley’s Stimme schallt aus dem Headset meines SENA Kommunikationssystems. Charley kann es nicht fassen, dass ich vor lauter Begeisterung für die grandiose Landschaft immer wieder den Linksverkehr vergesse. Charley? Ja. Kein Geringerer als Motorradabenteuer-Ikone Charley Boorman begleitet uns auf diesem Test Ride. Die Verbindung zwischen Charley und Touratech ist ebenso alt wie intensiv. Sie reicht mittlerweile gut 20 Jahre zurück, bis in die Zeit, als sich Charley und Ewan McGregor für ihre legendäre Motorradweltumrundung »Long Way Round« mit Touratech Produkten ausstatteten. Zwischenzeitlich hat Charley zahlreiche vielbeachtete Motorrad- und Reiseprojekte rund um den Globus bewältigt. Unvergessen Charleys »Race to Dakar« mit der von Touratech aufgebauten 650er Rallye-BMW – wiederum verfilmt und für ein riesiges Publikum zum Mitfiebern. 2007 fuhren Charley und Ewan gemeinsam von Schottland nach Südafrika. »Long Way Down« nannten sie diese Unternehmung in Anlehnung an ihr erstes großes gemeinsames Abenteuer. Im Rahmen seiner Serie »By any means« reiste Charley 30.000 Kilometer von Irland nach Australien, ohne ein Flugzeug zu benutzen und durchquerte dabei zahlreiche Länder. Als Ambassador für die ACT Projekte UK 2022 und Croatia 2023 nutzte Charley wieder Touratech Equipment, so dass es fast schon folgerichtig war, gemeinsam mit einem Touratech Team ein größeres Abenteuer in Angriff zu nehmen. Für Touratech sind bei dieser außergewöhnlichen Unternehmung CMO Martin Wickert und Elvio Andrade, Head of International Sales, dabei. Nicht fehlen darf ein kleines Media Team, um das Abenteuer zu dokumentieren. Für die Fotos zeichnet der renommierte Offroadfotograf Claudius Vasilescu verantwortlich, das Einfangen packender Bewegtbilder übernimmt Stefan Klabunde.
Spektakulärer Sonnenaufgang in den Bergen
Jetzt, außerhalb der Regenzeit, sind die berüchtigten Lehmpisten Nordthailands vergleichsweise einfach zu befahren. So kommen wir zügig voran, und gelangen in weitgehend naturbelassene Nationalparks. Welches Glück wir haben, mit Pruchayar einen Local als Guide zu haben, wird uns bewusst, als wir tief in einem der Parks unser Quartier für die Nacht erreichen. Statt eines Hotels wartet ein echter Homestay auf uns. Wir wohnen in einer kleinen Hütte auf dem Grundstück einer einheimischen Familie. Das Essen kommt aus einer offenen Küche und schmeckt – unglaublich gut! Wir können gar nicht genug bekommen und probieren uns durch das variantenreiche Menu. Und natürlich gibt es nicht nur das »Ankomm-Bier«, sondern noch ein paar weitere kühle Getränke in der früh hereinbrechenden Nacht. Mit dem Konzept des Homestay für Individualreisende versuchen sich immer mehr Familien in abgelegenen Regionen Thailands ein zusätzliches Einkommen zu erschließen. Sehr sauber waren eigentlich alle Hütten, die wir auf unserer Reise bewohnt haben. Qualitätsunterschiede zeigten sich eher darin, ob man tierische Mitbewohner in Form von Mücken, Spinnen, Schlangen oder Leguanen hat oder eben nicht.
Die Freundlichkeit der Menschen in Thailand ist nicht aufgesetzt
Auch unbedeutende Tempel am Wegesrand sind häufig kunstvoll gestaltet
Nach einem klassischen Thai-Frühstück setzen wir unsere Fahrt auf zerfurchten Trails fort. Die Piste windet sich an steilen Hängen entlang, erklimmt Bergrücken, durchmisst tiefe Täler und führt immer wieder durch Wasserläufe unterschiedlicher Breite. Während in den tiefen Lagen schier undurchdringlicher Regenwald dominiert, in dem es nur kleinere Rodungsinseln gibt, umgibt uns in den Hochlagen ein lichter Pinienwald. Unterbrochen wird dieses epische Gleiten durch eine ebenso fremdartige wie faszinierende Welt durch gelegentliche Polizei- und Militärkontrollen, die durch die Nähe der Grenze zu Myanmar bedingt sind. Nicht nur in den quirligen Großstädten, auch hier im tiefsten Backcountry sind Motorroller für die Einheimischen das Fortbewegungsmittel schlechthin. Zu zweit, zu dritt, notfalls auch als ganze Familie auf einem Bike und mit teils irrwitziger Zuladung steuern die Thailänder ihre Mopeds über die ausgewaschenen Pisten, was unsere Fahrkünste auf den hochmodernen Maschinen natürlich ein Stück weit relativiert.
Abseits der Touristenrouten sind die Strecken häufig abenteuerlich
Manche Pfade gehen in ein Flussbett über, bis sie irgendwann wieder auftauchen
Doch es gibt genügend Situationen, in denen unsere Fähigkeiten gefragt sind. Eines Tages, kurz vor bevor die drückende Mittagshitze einsetzt, erreichen wir einen Fluss. Uns bleibt die Wahl zwischen einer wackeligen Hängebrücke oder einer Wasserdurchfahrt durch eine breite, schlammige Furt. Als unser Guide Pruchayar darauf hinweist, dass sogar die Rollerfahrer absteigen und nicht zu dritt auf dem Fahrzeug die Hängebrücke überqueren, fällt die Entscheidung für die Wasserdurchfahrt. Pruchayar gibt die Linie vor. Doch er gerät in eine nicht sichtbare Spurrille und versucht, durch einen kräftigen Gasstoß wieder auf Kurs zu kommen. Zunächst scheint alles gut zu gehen, doch bei der Ausfahrt kommt ihm ein Stein in die Quere. Wumms! Zum Glück ist nichts passiert, doch das restliche Team geht die Furt nach dieser Lektion mit erhöhter Vorsicht an.
Das Mediateam ist in solchen Situationen unerbittlich. Keine helfende Hand wird gereicht, sondern knallhart mit der Kamera draufgehalten. Jeder macht eben seinen Job: Wir als Fahrer, die Medienleute als Fotograf und Filmer, um möglichst spektakuläre und authentische Bilder einzufangen. Und es ist den Jungs auch ganz egal, ob gerade 35 Grad herrschen oder wir den sechsten Tag in Folge auf anstrengenden Trails unterwegs sind. Bevor nicht das perfekte Bild im Kasten ist, heißt es: Noch einmal die Steilauffahrt rauf, noch einmal durch das Schlammloch und bitteschön recht nah beieinander bleiben, damit die Drohnenaufnahme sitzt. So geht es den ganzen Tag bis in den Abend, wenn die Dunkelheit beinahe plötzlich einsetzt.
Ein Trip in den Norden Thailands ist nichts für Wasserscheue.
Charley ist nicht nur ein äußerst erfahrener Motorrad-Globetrotter, von dessen Expertise wir auf diesem Test Ride profitieren. Er ist auch ein geborener Entertainer. Mit Wortwitz und trockenem britischen Humor lockert er die Stimmung auch in angespannten Situationen immer wieder auf. Aus seiner langen und tiefen Reise- und Lebenserfahrung, aus unzähligen Unfällen mit und ohne Motorrad schöpft Charley ein unermessliches Repertoire an herzerfrischenden Stories, so dass wir uns nicht nur einmal vor Lachen kaum halten können. Auch abends, wenn wir erschöpft aber zufrieden am Lagerfeuer liegen, hat Charley immer eine Geschichte parat. Seine Reisebiographie reicht nämlich wesentlich weiter zurück als »Long Way Round«. Bereits als Kind war Charley mit seinem Vater, Sir John Boorman, Regisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und last but not least Commander of the Order of the British Empire (CBE), immer wieder lange Zeit on the road. Und das in einer Epoche, als das Reisen noch mühsam war.
Besucher in Motorradkleidung findet man in den Tempeln selten.
Die buddhistischen Tempel sind Orte der Ruhe und Einkehr.
Bevor uns Pruchayar wieder zurück in die Zivilisation führt, geht es fahrtechnisch noch einmal richtig zur Sache. Als Fotomotiv fehlt uns noch ein Wasserfall. Pruchayar hat da eine Idee. Wir folgen einem Single Trail, der zusehends schmaler wird. Uns kommt das etwas komisch vor, doch Schilder, deren Aufschrift wir nicht lesen können, weisen zumindest in die angestrebte Richtung. Pruchayar wird es schon wissen… Als ein umgestürzter Baum den Weg versperrt, wachsen meine Zweifel. Doch Charley hat in seiner pragmatischen Art bereits einen ZEGA Koffer von seiner GS abgenommen und wuchtet die 1300er unter dem Baumstamm durch. Pruchayar entscheidet sich anders, er nimmt einfach das Bachbett. Der Rest des Teams folgt ihm. Nach 20 Minuten sind wir sicher, dass Charley die bessere Wahl getroffen hat, denn wir schieben unsere Bikes seit ein paar hundert Metern durch den steinigen Wasserlauf. Als wir wieder auf den Weg treffen, ist die Enttäuschung groß: Es geht nicht weiter. Kleinlaut gesteht unser Guide, dass es sich um einen Fußweg handelt – was auch auf den Schildern stünde. Wie zur Bestätigung tauchen in diesem Moment europäische Wanderer auf, die uns missbilligend mustern. Nach fünf anstrengenden Stunden sind wir zurück auf der Hauptpiste. Von hier ist es nicht mehr weit bis zur touristisch erschlossenen Stadt Pai. Nach der Einsamkeit des Berglandes müssen wir uns erst an all die Restaurants und Kneipen sowie die Partystimmung unter den tausenden Backpackern gewöhnen. Doch zum Glück finden wir eine ruhige Location außerhalb des Ortes, wo wir die Eindrücke unseres Test Rides ganz entspannt bei hervorragendem thailändischem Essen Revue passieren lassen können.
Magha Puja 2024: Ein Feiertag zu Ehren des Buddha am Vollmondtag des dritten Monats.
Tankstelle in einem abgelegenen Bergdorf.
Bambusflöße sind eine Alternative zu maroden Hängebrücken.
Sowohl die ZEGA Evo Koffer als auch die Produkte der neuen Softgepäcklinie Waterproof Extreme haben die Tour gut überstanden. Der feine Staub hat sich zwar in unseren Gesichtern festgesetzt, konnte den Helmen und den beweglichen Teilen unserer Ausrüstung jedoch nichts anhaben. Mit einem kräftigen Schwall Wasser aus einem Eimer reinigen wir unsere Compañero Anzüge provisorisch, bevor wir zufrieden die Rückfahrt nach Chang Mai antreten.
Nach intensiven Dschungelabenteuern treten wir die Rückfahrt nach Chang Mai an.