Neues Level: Die BMW R 1300 GS

Neues Level: Die BMW R 1300 GS

Mit dem Claim »Next level of GS« verspricht BMW Motorrad nicht zu viel. Für die R 1300 GS haben die Münchner ein wahres Feuerwerk an Innovationen gezündet: Komplett neuer Boxermotor, neuer Rahmen und umfangreiche Überarbeitungen an Telelever und Paralever.

Der neue Boxer gibt sein Debüt in der R 1300 GS

Eine Operation am offenen Herzen gilt als höchst riskant. Und trotzdem hat sich BMW daran gemacht, das Herzstück der R-Baureihe – den Boxermotor – einmal mehr komplett auf den allerneuesten technischen Stand zu heben. Sein Debüt feiert der neue Boxer standesgemäß in der R 1300 GS.

Doch was ist neu am 1300er Boxer? Fast alles. Fangen wir also mit dem an, was sich nicht verändert hat. Entgegen einiger Spekulationen hat BMW den Boxer nicht komplett auf Wasserkühlung umgestellt, sondern behält die bewährte Präzisionskühlung bei. Das heißt: Nur thermisch hoch beanspruchten Baugruppen wie die Zylinderköpfe oder Teilbereiche der Zylinder werden von Kühlflüssigkeit durchströmt.

Der Gaswechsel des Boxers erfolgt wie beim Vorgängermodell vertikal von oben nach unten, was im Sinne einer optimalen Füllung ja auch sinnvoll ist.

ShiftCam mit versetzten Steuerkettenschächten

Zu den bekannten Technologien zählt zunächst einmal auch die zum Modelljahr 2019 eingeführte variable Ventilsteuerung ShiftCam – doch jetzt wird’s interessant. Um den Versatz der beiden Zylinder zu minimieren greift BMW zu einem Trick. Rechtsseitig liegt der Steuerkettenschacht vor dem Zylinder, links ist er hinter dem Zylinder angeordnet. Kaum noch sichtbar ist der jetzt verbleibende – hubzapfenbedingte – Versatz in Fahrzeuglängsrichtung.

Der neue Boxer 145 PS aus 1.300 Kubikzentimetern

Der Hubraum des jüngsten BMW-Boxers beträgt exakt 1.300 Kubikzentimeter. Aus diesem Volumen schöpft das Aggregat 145 PS bei 7.750 U/min, das maximale Drehmoment von von 149 Newtonmetern liegt bei 6500 Touren an. Damit ist der 1300er Boxer neun PS stärker als sein Vorgänger. Beim Drehmoment beträgt der Zuwachs sechs Newtonmeter, um dieses abzurufen, muss man den Twin jedoch auch 250 Touren höher drehen.

Der 1300er Boxer hat das Getriebe unter dem Motor

Die tiefgreifendste Neuerung des 1300er Boxers betrifft jedoch die Anordnung des Getriebes. Anstatt hinter dem Motor befindet sich die Schaltbox nun darunter. Aus Sicht von BMW gibt es hierfür gute Gründe: Das Aggregat wird kompakter, was der Zentralisierung der Massen zugutekommt, und leichter gerät die Antriebseinheit dank kürzerer Getriebewellen auch noch.


Bild ©BMW Motorrad

Elektronische Assistenzsysteme für mehr Sicherheit

BMW stattet die R 1300 GS bereits in der Standardkonfiguration großzügig mit elektronischen Assistenzsystemen aus. So stehen dem Rider die Motorschleppmomentregelung (MSR), der dynamische Bremsassistent (DBC), die Berganfahrhilfe (HSC) sowie die dynamische Traktionskontrolle (DTC) ohne Aufpreis zur Verfügung.

Vier Fahrmodi serienmäßig für die R 1300 GS

Zur Serienausstattung der R 1300 GS gehört der Fahrmodus Enduro, der bislang nur optional erhältlich war. Dieser erlaubt das gezielte Blockieren des Hinterrades auch bei aktiviertem ABS. Neben diesem hauptsächlich für sportliche Adventure Rider interessanten Modus besitzt die R 1300 GS noch die Fahrmodi Road, Rain und Eco. Unter der Bezeichnung »Fahrmodi Pro« können zusätzliche Möglichkeiten zur Anpassung der Leistungscharakteristik und der Regelintensität von Antiblockiersystem und Traktionskontrolle erworben werden.

Integral-Bremse mit Brembo-Komponenten

Wie schon erwähnt, wirkt sich die Wahl der Fahrmodi nicht nur auf die Drehmomententfaltung, sondern auch auf die Arbeitsweise des ABS aus. Serienmäßig an Bord der R 1300 GS ist das Vollintegral ABS Pro. Die Integralfunktion bewirkt, dass bei Betätigung des Handbremshebels gleichzeitig die vordere und die hintere Bremse aktiviert werden. Der Fußbremshebel wirkt nun ebenfalls auf die Bremse vorne und hinten. Am Vorderrad nehmen zwei neue radial montierte Vierkolbensättel von Brembo die zwei Scheiben in die Zange.

Blechschalen-Hauptrahmen als Rückgrat der R 1300 GS

Der Innovationsdrang der Münchener Ingenieure ist mit den genannten Neuerungen jedoch noch lange nicht erschöpft. Seit der R 1200 GS prägt ein Gitterrahmen aus Stahlrohr das Erscheinungsbild der Boxer-GS. Nicht so bei der R 1300 GS. Die filigrane Konstruktion weicht einer Struktur aus verschweißten Blechpressteilen. Kompakter, leichter, und steifer soll diese Lösung sein, sagt BMW. Auch der gewohnte Heckrahmen muss seinen Platz räumen und zwar für ein kompaktes Bauteil aus Aluminium-Druckguss.

Bild ©BMW Motorrad

Alles Evo: Paralever und Telelever

Gründlich weiterentwickelt präsentiert sich die Radaufhängung der BMW R 1300 GS. Um dies deutlich zu machen, tragen beide Baugruppen nun den Namenszusatz Evo. Doch was heißt das im Detail? Die Kardanwelle wurde mit größeren Kreuzgelenken ausgestattet, zudem reduziert ein geringerer Beugewinkel die – für kardanische Gelenke typische – Ungleichförmigkeit der Drehübertragung. Für einen einfacheren Ein- und Ausbau des Hinterrades besitzt das Hinterachsgetriebe jetzt einen längeren Radwellenstumpf.

Um die prinzipbedingten Kippbewegungen der Vorderradführung zu minimieren, haben die BMW-Entwickler beim Telelever tief in die Trickkiste gegriffen. Die obere Gabelbrücke ist jetzt über ein Rillenkugellager drehbar mit dem Rahmen verbunden. Die schwenkbare Verbindung zu den Gabelholmen erfolgt über eine flexible Lagerung mit Tonnenlagern. Diese Entkoppelung befreit den an der Gabelbrücke geklemmten Lenker von der Kippbewegung und sorgt für eine von der Federung unbeeinflusste Lenkerbewegung.

Fortschrittliche Assistenzsysteme an Bord der 1300er GS

Die Ausstattung mit Radar erlaubt den Einsatz fortschrittliche Assistenzsysteme (Advanced Rider Assistance Systems, kurz: ARAS) an Bord der R 1300 GS. Bereits in Basiskonfiguration verfügt die neue GS über die Temporegelung Dynamic Cruise Control (DCC) mit Bremsfunktion. Wer sich noch mehr Sicherheit wünscht, kann den Riding Assistant mit Active Cruise Control (ACC), die Frontkollisionswarnung (Front Collision Warning FCW) sowie Spurwechselwarnung (SWW) als Sonderausstattung ab Werk erwerben.

LED-Matrixscheinwerfer und 6,5-Zoll-TFT-Display

Wenn wir schon im Bereich der Elektronik sind: Auch bei der Beleuchtungsanlage setzt BMW bei der R 1300 GS auf den neuesten Stand der Technik. Das Gesicht der neuen GS ist geprägt durch einen Matrix-Scheinwerfer mit vier Elementen in markanter X-Anordnung. Selbstredend sind sämtliche anderen Leuchtmittel auch als LED ausgeführt.

Als Informationszentrale im Cockpit dient ein Vollfarb-TFT-Display, das mit zahlreichen Anzeigeoptionen individualisiert werden kann und durch die Koppelung mit einem Smartphone zusätzliche Funktionsumfänge erhält.

Bild ©BMW Motorrad

Fazit

Well done, BMW, möchte man angesichts dieser Technologieoffensive für die R 1300 GS sagen. Und das Gute dabei: Die Ingenieure haben bei aller Technikverliebtheit die Grundtugenden der GS nicht aus den Augen verloren.

Das um zwölf Kilogramm gesunkene Gesamtgewicht wird nicht nur Fahrer mit Schotterambitionen freuen, auch auf Straßentouren dürfte sich die Abmagerungskur in Verbindung mit dem kraftvollen 1300er Boxer in zusätzlicher Agilität auswirken.

Und last but not least freuen wir uns auf eine dank Telelever Evo und Paralever Evo nochmals verbesserte Fahrpräzision.

Wir verraten an dieser Stelle sicher nicht zu viel, wenn wir sagen, dass sich die Touratech Entwickler intensiv mit der neuen R 1300 GS beschäftigt haben. Bereits auf der internationalen Motorradmesse EICMA, vom 9. bis 12. November in Mailand, werden für die R 1300 GS neben dem ZEGA Alukoffersystem und Topcase zahlreiche weitere Zubehörprodukte wie Protektoren (Sturzbügel, Motorschutz und weitere), Softgepäck (Tankrucksack, Soziustasche, Hecktascheund, etc.) und Accessoires live zu sehen sein.



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