EIN BILD | und seine Geschichte – Alles super!

EIN BILD | und seine Geschichte – Alles super!

Text: Martin Wickert; Foto: Claudius Vasilescu

Unbarmherzig sticht die Sonne vom Himmel, Staub und Schweiß verkleben unsere Gesichter. Seit Stunden sind wir auf schmalen Erdpisten unterwegs, und die Hitze macht es immer schwieriger, die gebotene Konzentration aufzubringen. Die Hauptstrecken haben wir schon lange hinter uns gelassen. Dichter Wald, winzige Dörfer, oft nur einzelne Hütten säumen die Piste. Einzig die Militärkontrollen, die wegen der Nähe zur Grenze nach Myanmar immer häufiger werden, zeigen uns, dass wir uns noch in der Jetztzeit befinden. Während die Infrastruktur selbst in kleineren Städten Thailands hypermodern ist, scheint hier draußen die Zeit stehen geblieben zu sein. Zu allem Überfluss nähert sich auch noch die Tankanzeige unerbittlich dem unteren Rand der Skala. Es wäre höchste Zeit für einen Tankstopp. Eine Tankstelle haben Charley, Elvio und ich den ganzen Tag allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen.

Doch auch in den abgelegensten Regionen Thailands sind die Einheimischen auf Motorrollern unterwegs. Also müssen sie irgendwo Sprit herbekommen. Wie so oft lohnt der zweite Blick. Wir entdecken, dass es selbst hier im abgelegenen Grenzgebiet durchaus eine brauchbare Benzinversorgung gibt. Nur sind die Tankstellen zunächst nicht als solche zu erkennen. Es handelt sich um ganz normale Hütten, wie sie im ländlichen Thailand bis heute üblich sind. Wohnraum und Tankstelle gehen fließend ineinander über. Während im vorderen Bereich ein großes Benzinfass steht, ist in den hinteren Räumlichkeiten häufig ein Bett zu erkennen. Offenbar wohnt der Tankstellenbetreiber gleich hier oder nutzt das Bett für Ruhepausen, wenn mal keine Kundschaft da ist.

Das Benzinfass in der Hütte ist meist mit einer einfachen Handpumpe ausgestattet, und ein ganz normaler Gummischlauch dient zur Befüllung der Fahrzeugtanks. Die Kraftstoffmenge wird mit einem Standgefäß gemessen, wie es die Älteren unter uns noch von Zweitakt-Zapfsäulen kennen. Als wir den Durst unserer 1300er gestillt haben, erwartet uns eine handfeste Überraschung. Wir hatten uns bereits darauf eingestellt, mühsam unser letztes Bargeld zusammenzukratzen, als uns der Tankwart freundlich lächelnd ein kabelloses Kartenterminal in der Größe einer Zigarettenschachtel vor unsere verdutzten Gesichter hält. »Your card please, Mister!«



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