AKTUELL | Reiseszene – ADV TRAVEL BUG: OFFROAD PARADIES NAMIBIA
Nach strapaziösen Etappen in West- und Zentralafrika erreichen Sandra und Fiona von ADV Travelbug Namibia. Das Land begeistert die beiden Abenteurerinnen mit fahrerischen Herausforderungen und einzigartigen Landschaften.
Über einen winzigen Grenzübergang am Kunene River reisen wir von Angola nach Namibia ein. Gerechnet hatten wir mit einer entspannten zweistündigen Fahrt bis nach Ruacana, stattdessen erwartet uns eine sandige Piste, die für uns zu zweit auf dem Motorrad eine ziemliche Herausforderung darstellt. Erschöpft stoppen wir am erstbesten Campingplatz, den wir finden können. Bruno, Besitzer und ehemaliger Dakar-Teilnehmer, wirft einen Blick auf unsere erschöpften Gesichter und bietet uns sofort ein kostenloses Zelt mit einer bequemen Matratze an. Nach einer ausgiebigen Erholungspause sind wir nun bereit, Namibia zu erkunden. Als erstes Ziel wählen wir die atemberaubenden Epupa-Fälle, womit eine fantastische Strecke vor uns liegt. Nur der Kunene trennt uns von den herrlichen grünen Bergen Angolas. Bruno hatte uns versichert, dass die D3700 eine der spektakulärsten Straßen Namibias sei, allerdings hatten uns andere Reisende, die gerade mit dem Geländewagen aus Epupa gekommen waren, gewarnt. Wir beschließen, dass wir es zumindest versuchen werden. Und Bruno besteht darauf, uns die ersten 20 Kilometer zu begleiten, um sicherzugehen, dass wir mit den Anforderungen zurechtkommen.
Wir folgen der Schotterstraße in die Berge, und nach ein paar engen Kurven und einer Wasserdurchfahrt ist Bruno überzeugt, dass wir es schaffen werden. Schon bald nach dem Abschied wird die Strecke immer anspruchsvoller. Doch je weiter wir fahren, desto weniger denken wir ans Umkehren. Die Landschaft ist wirklich atemberaubend und die Piste, selbst die sandigen Abschnitte, sind machbar. Was mir aber Sorgen bereitet, sind die extremen Steigungen. Zunächst bitte ich Fiona, bei extremem Gefälle abzusteigen, doch bald merken wir, dass wir auf diese Art ewig für die Strecke brauchen werden. Wir müssen also zu zweit weiterfahren. Obwohl ich mich fahrerisch völlig außerhalb meiner Komfortzone befinde, ist diese Route etwas ganz Besonderes. Und das nicht nur wegen der malerischen Landschaft, sondern auch, weil wir durch einige abgelegene Dörfer fahren, in denen Angehörige der Volksgruppe der Himba leben – ein indigenes Volk, das für seine unverwechselbare ockerrote Körperbemalung, seinen kunstvollen Schmuck und seine einzigartigen Frisuren bekannt ist.
Nach vielen anstrengenden Stunden, spektakulären Aussichten und einigen beängstigenden Steilauffahrten erreichen wir Epupa, wo der Kunene River in eine 40 Meter tiefe Schlucht hinabstürzt und eine bemerkenswerte Reihe von Wasserfällen bildet. Ab hier sind die Pisten in besserem Zustand. Das Spektrum reicht von grobem Schotter bis hin zu Staub- und Sandstraßen. Viele Abschnitte sind sehr wellig und je nachdem, wann die Straßen zuletzt planiert wurden, gestaltet sich das Fahren mehr oder weniger entspannt. Es soll noch eine ganze Woche dauern, bis wir am Rande des Etosha-Nationalparks wieder Asphalt unter die Stollen bekommen. Dort parken wir unseren Tiger, um in ein offenes Safarifahrzeug umzusteigen und Tiere zu beobachten.
Nach ein paar Tagen Pause fahren wir direkt in die Berge. Die Landschaft wird bald sehr zerklüftet, leuchtend rote Felsformationen erheben sich über die Wüste. Wir zelten einige Nächte in Brandberg und Spitzkoppe und wachen zu dramatischen Sonnenaufgängen auf, die die Granitfelsen in ein magisches Licht tauchen. Nun ist es an der Zeit, die Küste zu besuchen, denn wir möchten ein paar Tage am Strand verbringen. Doch rund 20 Kilometer vor der Küste ändert sich das Klima von trocken und heiß zu bewölkt, windig und trüb. Dort, wo der eiskalte Atlantik auf die Namib-Wüste trifft, bildet sich häufig dichter Nebel. Zunächst sind wir enttäuscht, doch dann erweisen sich die kühleren Temperaturen als recht angenehm nach all den Offroad-Fahrten in glühender Hitze.
Swakopmund, eine Küstenstadt mit deutscher Kolonialarchitektur, ist unser Ausgangspunkt für weitere Erkundungen. Von hier aus besuchen wir die Skelettküste, auch bekannt als der größte Schiffsfriedhof der Welt. Es ist ein lebensfeindliches aber faszinierendes Gebiet. Obwohl wir wegen der wilden Tiere nicht innerhalb des Nationalparks campen dürfen, gelingt es uns, einen Transitpass zu bekommen, mit dem wir tagsüber durch den Park fahren dürfen. Die Küste, die sich bis nach Angola hinzieht, ist praktisch unbewohnt. Aufgrund der kühlen Witterung und des starken Windes sind wir froh, als wir nach unserem Tagesausflug in den Schutz der Stadt zurückkehren können.
Als nächstes wollen wir Sandwich Harbour erkunden, wo gigantische Sanddünen bis an den Atlantik reichen. Es ist verboten, mit Motorrädern durch dieses geschützte Gebiet zu fahren, also müssen wir einen Geländewagen nehmen. Aber es gibt endlose Dünen am Rande der Städte Swakopmund und Walvis Bay, wo wir KTMs mieten und den ganzen Tag durch die Sandberge fahren können. Weiter südlich begeistert uns der Naukluft-Nationalpark, bevor wir über den Sesriem Canyon zu einem der größten Highlights Namibias gelangen: Den Salzpfannen von Sossuslvei. Rote Dünen umrahmen das Verdunstungsgebiet. Inmitten der weißen Pfanne stehen die Skelette von Bäumen, die vor Tausenden von Jahren abstarben, sich in dem trockenen Klima jedoch nicht zersetzen können. Eine wahrhaft surreale Landschaft!
Mit dem Fish River Canyon erreichen wir die zweitgrößte Schlucht der Welt. Mit unserer Triumph Tiger 900 Rally Pro wagen wir uns bis ganz an den Rand und steuern verschiedene Aussichtspunkte entlang des Canyons an. Wir wollen diese unvergessliche Reise durch Namibia noch mit einem Highlight krönen. Wir entscheiden uns für die Strecke entlang des Orange River, der von Weinbergen und heißen Quellen gesäumt ist. Nach einem Abend bei gutem Essen und Wein überqueren wir die Grenze nach Südafrika.